Zeigen Sie, was Sie können – mit Ihrem Fachausweis

Alltagssprachlich wird der Betriebliche Mentor oft als Coach bezeichnet, doch hinter diesen Begriffen verbergen sich zahlreiche anspruchsvolle Kompetenzen, die zu erlernen eine hochwertige Ausbildung voraussetzt. Menschen zu fördern, ihre Ressourcen und Stärken in den Vordergrund zu stellen und sie professionell zu begleiten, das sind die Kernaufgaben, die einen Betrieblichen Mentor ausmachen.

Ein Fachausweis als Beleg für Ihre Kompetenzen

Menschen, die sich privat oder beruflich verändern wollen, brauchen dazu oft Hilfe. Denn die meisten Menschen neigen dazu, ihre persönlichen Stärken nicht hoch genug einzuschätzen und eine innere Klarheit zu entwickeln, die sie weiterbringt. Der Betriebliche Mentor fördert durch zahlreiche persönliche Gespräche vieles zutage, das dem Kunden bei seiner individuellen Entwicklung helfen kann. Er entdeckt Impulse, gibt Anstösse zum Lernen, Verändern und Entwickeln. Diese Prozesse in Bewegung zu bringen, ist der erste Schritt auf dem Weg nach vorn, Kunde und Coach stimmen vor der Auftragsvergabe die Gesprächsziele miteinander und aufeinander ab.

Lebenserfahrung als wichtige Voraussetzung für den Erfolg

Das Berufsbild des Betrieblichen Mentors unterscheidet sich in einem Punkt von anderen Berufsbildern. Denn während in vielen Bereichen eine der Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg ein junges Lebensalter ist, verhält es sich beim Coach gewissermassen genau anders herum. Lebenserfahrung ist ein wertvolles Gut, wenn man anderen Menschen helfen will, einen neuen Weg einzuschlagen. Daher ist der Einstieg in den Beruf des Betrieblichen Mentors im Erwachsenenalter sogar ein Vorteil. Schliesslich kann man Erfahrungen nicht vererben, man muss sie machen. Und die „Technik“ spielt eine eher untergeordnete Rolle, es geht vielmehr um die Zuwendung zum Menschen.

Eine von SAVOIR-SOCIAL in Auftrag gegebene Studie hatte zum Ergebnis, dass zwei Drittel der Beschäftigten Quereinsteiger sind. Auch dieses Ergebnis spricht dafür, dass Lebenserfahrung eine wichtige Voraussetzung ist, um eine Beratertätigkeit auszuüben. Hinzu kommt der wachsende Bedarf an qualifizierten Fachleuten, der in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Dies bedingte unter anderem, dass neue Berufsbilder entstanden sind und andere neu besetzt werden mussten. Die Mehrzahl der Berufe, die durch Aus- und Weiterbildungen erlernt werden können, ist auf der tertiären Ebene zu finden.

Was genau ist eigentlich eine Berufsprüfung?

Bei Berufsprüfungen und höheren Fachprüfungen spricht man von der sogenannten Tertiärstufe, die dem höheren Berufsbild entspricht. Durch die Berufsprüfung kommt es zum Abschluss einer praxisorientierten Weiterbildung. Verbunden mit dem Abschluss ist ein Fachausweis, der die Fachkenntnisse der durchlaufenen Ausbildung weiter vertieft und zusätzliche spezifische Kompetenzen fordert, also etwa kommunikative und Beratungskompetenzen. Bei den Vorbereitungskursen geht es darum, die Zulassung für eine Berufsprüfung zu erhalten.

Qualitätssicherung als Selbstverständlichkeit

Zweimal im Jahr findet eine Expertenschulung statt, die sich intensiv der Qualitätssicherung widmet. Im November 2019 war es wieder soweit. Vom 8. bis 14. November kamen acht Absolventen welche Urs R. Bärtschi ausgebildet hatte in die Lage, als Prüfungsexperten auftreten zu können. Dafür mussten sie die Voraussetzungen erfüllen, die es braucht, um als Experte anerkannt zu werden:

  • Experte ist, wer mindestens 80 Prozent der maximalen Punktezahl im Prüfungsfach 4, also der „Livebegleitung“, erreicht hat.
  • Experte ist, wer eine fünfjährige Tätigkeit selbstständig oder in einer Organisation nachweisen kann.
Prüfungsexperten ausgebildet von Coachingplus

Die Schaffung der Berufsprüfungen wurde notwendig, da in zahlreichen meist neu entstandenen Berufsbildern die Qualität nicht automatisch sichergestellt werden konnte. Durch die Berufsprüfungen wurde die Qualifikation eidgenössisch geregelt. Nachdem die Berufsprüfung bestanden wurde, eröffnen sich weitere Möglichkeiten, um zu einer höheren Zulassung im gleichen Berufsbild zu kommen.

Sehen wir uns auf der Diplomfeier?

Viele Jahre lang lag die Erfolgsquote der Kandidaten, die die Prüfung bestehen, bei 70 Prozent. Bei der Prüfung im Frühjahr 2019, an der erstmals 46 Kandidaten teilnahmen (vorher waren es 20 bis 25 Personen), lag der Erfolg mit der Überreichung des Fachausweises nur noch bei 47,8 Prozent.

Wie konnte das passieren?

Institute, soweit das Auge reicht! Wie soll ich denn da noch durchblicken?

Im Jahre 2014 ist etwas passiert in der Schweiz. Gab es bis dahin nur eine Handvoll Ausbildungsstätten, die für den „SCA“ (Swiss Coaching Association, schweizerischer Berufsverband der professionell arbeitenden Coachs und betrieblichen Mentoren) ausgebildet haben, kamen scheinbar ganz plötzlich viele neue hinzu. Inzwischen lassen sich auf der Seite des Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI rund 25 Ausbilder finden, die ihrerseits eine Vielzahl von Standorten bieten.

Was ist da passiert? Wie kann es sein, dass sich aus einem eher übersichtlichen Angebot eine regelrechte Massenbewegung entwickelt?

Der Grund ist die 2017 eingeführte staatliche Subjektfinanzierung. Die weckte Begehrlichkeiten, und so ist es im Nachhinein wenig überraschend, dass mit der Einführung dieser Finanzierung Institute wie Pilze aus dem Boden schossen.

In diesem Zusammenhang liegt eine Frage nahe: Wer sind diese neuen Institute, was steckt dahinter? Und auf welchen Erfahrungsschatz können die Ausbildungsleiter blicken? Ist es wirklich möglich, dass von 2017 bis heute eine solche Vielzahl von erfahrenen Profis plötzlich das Ziel entwickelte, eine hochwertige Ausbildung anzubieten?

Man darf daran zweifeln.

Ist der kürzeste Weg zum nächsten Ausbildungsort auch der beste?

Einerseits ist es nachvollziehbar: Viele Coaching-Studenten wählen das für sie passende Institut (auch) nach dem Anfahrtsweg. Die Frage nach dem nächsten Ausbildungsort geht einher mit der nach dem geringsten Aufwand, den man betreiben muss.

Doch andererseits sollte immer die Qualität der Ausbildung im Vordergrund stehen. Am Ende steht nicht die Frage, wie lang der Weg zum Institut war, sondern wie nachhaltig die Ausbildungsinhalte vermittelt werden konnten.

Zum ausgebildeten Coach im Schnellverfahren – ergibt das Sinn?

Es klingt nach einem guten und schnell ausführbaren Plan: Rein in die Ausbildung, und nach 12 Tagen die Prüfung ablegen! Doch zur Ehrlichkeit gehört auch die Frage, ob das wirklich seriös sein kann. Die Ausbildung zum Betrieblichen Mentor ist facettenreich, vielseitig, sie erfordert zudem viel Einsatz und Wissen über sich selbst und andere. So etwas – das muss man so deutlich sagen – kann man nicht in knapp zwei Wochen lernen.

Eines der schwerwiegenden Probleme bei der „Blitz-Ausbildung“: Man erlebt immer wieder, dass Institute zwei Berufsbilder miteinander vermischen, die man voneinander trennen muss. Arbeiten Sie in der Erwachsenenbildung als Trainer, müssen Sie andere Voraussetzungen mitbringen als in einem 1:1 Beratungsgespräch. Für Letzteres benötigen Sie Fachwissen über Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse, es geht um Fachkompetenz, der man nicht gerecht wird, wenn bestimmte Inhalte oberflächlich miteinander vermengt werden. Sicher, in beiden Fällen geht es darum, mit Menschen zu arbeiten, aber diese Gemeinsamkeit allein reicht nicht aus, um anspruchsvoll beraten zu können. Richter und Pädagogen etwa arbeiten auch im weitesten Sinne mit Menschen, niemand käme aber auf die Idee, ihre Tätigkeiten miteinander gleichzusetzen.

Kurzum: Wenn Sie als Coach und/oder Mentor arbeiten wollen, bringt das für Sie eine hohe Verantwortung mit sich. Es beginnt bereits mit der Art und Weise des Fragens. Nur wer die richtigen Fragen stellt, kann passende Antworten anbieten. Als Coach brauchen Sie aussergewöhnliche Fähigkeiten im Umgang mit Menschen, Sie müssen sich individuellen Situationen und Persönlichkeiten mit Empathie und Fachkenntnissen nähern, um zu wirklich hilfreichen Erkenntnissen zu kommen.

Was macht einen guten Coach aus?

Wer sich als (neuer) Anbieter auf dem Schweizer Coaching-Markt etablieren will, braucht naturgemäss Ausbildungstrainer bzw. Seminartrainer. Wir haben jedoch beobachtet, dass diese Trainer häufig ihre Ausbildung gerade erst beendet haben. Das mag in anderen Berufsfeldern durchaus gut und sinnvoll sein, beim Coach ist es einfach unmöglich.

Ein Coach-Experte wird nicht umsonst auch als Senior-Coach bezeichnet, denn er hat im Laufe der Zeit Erfahrungen gesammelt und in seinem eigenen Prozess zu einer inneren Stärke gefunden, die er an die Teilnehmer weitergeben kann.

Sie erwarten völlig zu Recht, dass der Mensch, der Ihnen etwas lehren soll, das auch selbst lebt. Sie erwarten zu Recht Inspiration, eine kontinuierliche Weiterbildung und viel Erfahrungen in der Praxis und der Theorie. Ein guter Coach ist also:

  • glaubwürdig und authentisch, er verfügt über Kenntnisse der eigenen Stärken und Schwächen
  • zur Selbstreflexion fähig, er arbeitet auf der Basis von Wertschätzung und überzeugt durch Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, die Fähigkeit zur Diskussion und zur Selbstkritik
  • mit zahlreichen Erfahrungen ausgerüstet, kennt sich in unterschiedlichen Hierarchiestufen, Branchen und mit verschiedenen Persönlichkeiten aus
  • mit der Fähigkeit der sozialen Interaktionen ausgestattet und lebt soziale Gleichwertigkeit

Die Ansprüche an einen Coach-Ausbilder sind anders, oft höher angesiedelt als bei einem Trainer oder Berater, weil das Ziel des Coachings das Auslösen von Motivation ist, die das Gegenüber in die Lage versetzt, die eigenen Ressourcen positiv zu bewerten und so einzusetzen, dass es für gut befunden wird.

Es geht also auch darum, dass der Coach-Ausbilder sein Augenmerk auf die Entwicklung von Talenten legt, auf die Entfaltung von Potenzialen, die ihrerseits eng mit der jeweiligen Persönlichkeit verbunden sind. Das kann nur gelingen, wenn eine ausgeprägte Menschenkenntnis vorhanden ist, die Hand in Hand geht mit einem stabilen psychologischen Fundament.

Es kommt an auf die kommunikative Geschicklichkeit, auf die emotionale Verbindung mit Menschen, und es kommt auf gegenseitigen Respekt und gegenseitige Achtung an. All das hilft, die Selbstentwicklungen anzuregen.

Aus diesen Gründen muss ein Coach-Ausbilder sensitiv und integer sein, er braucht Fähigkeiten, um bei seinem Gegenüber das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit aufzubauen, Eigenschaften, die unerlässlich sind, um letztlich die Motivation zur Veränderung auszulösen.

Wir lehnen uns nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn wir sagen, dass all diese Eigenschaften nicht in 12 Tagen zu erlernen sind.